Archiv der Kategorie: Jugendliche
Zeltlager – save the date!
Wie jeden Sommer fahren wir Falken auch 2022 auf unser Sommercamp. Nachdem das letztes Jahr coronabedingt nicht ging, fahren wir dieses Jahr endlich auf Föhr. Auf dem Falkenzeltplatz „Unsere Welt e.V.“ schlagen wir unsere Zelte in der Nähe von Sanddünen und dem Wattenmeer auf. Zwei Wochen lang leben wir dort in Zelten zusammen, spielen und planschen, diskutieren und bauen uns unsere Welt – ganz nach unseren Vorstellungen!
Mehr Infos zur Anmeldung findest du hier:
www.falken-nuernberg.de
Dem Krieg keinen Frieden!
Nie, nie wollen wir Waffen tragen
Vor einigen Tagen haben wir auf unsere Bezirkskonferenz mit den anderen fränkischen Falkengruppen folgendes beschlossen. Leider ist es jetzt noch aktueller geworden:
Gegen den Krieg in der Ukraine und anderswo – der Hauptfeind steht im eigenen Land!
Wenn es Krieg gibt, dann haben wir Kinder, Jugendliche und Arbeiter:innen nichts zu gewinnen, sondern nur viel zu verlieren. Wenn es Krieg gibt, dann werden unschuldige Menschen leiden und sterben, so wie es immer im Krieg ist. Wenn es Krieg gibt, dann sind die einzigen, die sich darüber freuen können, die Konzerne, welche an ihm verdienen. Deshalb sind wir gegen den Krieg!
Aber wie dem Krieg entgegentreten? Als Verband in der Tradition von Liebknecht und Luxemburg ist uns klar, dass die Politik der Banken und Konzerne nicht unsere Politik sein kann, denn diese bewerten Krieg und Frieden nach den zu erwartenden Profiten. Wir dagegen stehen auf der Seite der Arbeiter:innenklasse und sind konsequent gegen jede militärische und wirtschaftliche Aggression der BRD – alleine oder als Teil der NATO – egal mit welchen hochtrabenden, moralischen Zielen sie auch begründet wird.
Das heißt für uns:
- Wir treten gegen die Militarisierung der BRD ein, sei es im Inneren die Hochrüstung der Polizei oder nach außen mit militärischen Manövern und Einsätzen!
- Wir sind gegen bundesdeutsche Militärexpeditionen unter dem Deckmantel der angeblichen Sicherung von Menschenrechten!
- Wir sind gegen bundesdeutsche Waffenexporte!
- Wir wollen keine Bundeswehr an Schulen, Unis und auf Berufsmessen!
- Wir fordern, dass das Geld aus dem Rüstungsetat für Kindern und Jugendliche eingesetzt wird!
Für uns ist klar: unser Feind steht nicht irgendwo auf der Welt, hat keine andere Nationalität, Hautfarbe oder Religion. Nein, wir kämpfen nicht für die BRD, wir lassen uns nicht im Krieg verheizen und uns auch keine Hungerlöhne aufdrücken, um den „Standort“ in der wirtschaftlichen Konkurrenz zu schützen. Unser Hauptfeind ist das deutsche Kapital, unser Hauptfeind – der steht im eigenen Land!
Ein Dank geht an die SJD – Die Falken Baden-Württemberg für die Graphik.
Unsere Kampagne #auchkultur
Nachdem wir die Kündigung für unsere Lagerräume in der Kongresshalle erhalten haben, da diese künftig als Interimsstätte für das Prestigeobjekt Opernhaus genutzt werden sollte, waren wir zunächst ziemlich baff und schockiert. Aber wir haben uns ziemlich schnell aufgerappelt und die Kampagne #auchkultur ins Leben gerufen. Grundlage der Kampagne ist unser Offener Brief, den ihr hier findet. Er wurde in kürzester Zeit von über 120 Organisationen, Jugend- und Kulturverbänden, Bands und Einzelpersonen unterzeichnet. Die weitere Social-Media-Kampagen könnt ihr im Folgenden anschauen:
Offener Brief: Lagerfeuer, Gitarre und Stockbrot – das ist #auchkultur
Das Opernhaus wird für eine halbe Milliarde Euro saniert – ausgewichen wird für diese Zeit aufs Reichsparteitagsgelände. Hier können sich in Zukunft Bildungsbürger und Reiche dem Rausch der ihnen zugänglichen Kulturerfahrung hingeben. Doch das hat Folgen – ganz konkret für uns als Falken Nürnberg. Im Keller der Kongresshalle lagert nämlich das Material für das Herzstück unserer politischen Kinder- und Jugendarbeit – das Zeltlager. Neben unzähligen Gruppen- und Großzelten lagert dort die mobile Zeltlagerküche und was man halt sonst noch so braucht.
Der Raum wurde uns jetzt zum Juni 2022 gekündigt – weil Platz geschaffen werden muss für die Oper. Die Botschaft an uns – und alle andere Nutzer:innen- die durch die Kündigung ausgesprochen wird: „Kultur ist wertvoller, wenn sie für die Mittel- und Oberschicht gemacht wird. Prestigeträchtige Kultur hat Vorrang. Ihr müsst weichen, denn hier kommt richtige Kultur“. Aber wir sagen: „Zeltlager, das ist auch Kultur!“ Proletarische Kultur. Kinderkultur. Jugendkultur. Auf unseren Zeltlagern lernen Kinder, wie sich sich selbst organisieren können und was Freundschaft bedeutet. Sie singen alte Arbeiter:innenlieder und hören Hip-Hop, sie kochen miteinander und füreinander, sie dürfen sich ausprobieren. Bei uns gibt es Jugendliche, die sich das erste mal outen, weil sie wissen, dass es hier einen sicheren Rahmen dafür gibt. Es gibt Kinder, die „endlich mal wieder frei“ sind oder über ihre Rassismuserfahrungen sprechen können. Wir hatten auf dem Zeltlager schon Kinder und Jugendliche, die eine Punkband gegründet haben und eine Theatergruppe, eine Zirkusvorstellung organisiert haben, Graffiti sprühen gelernt haben und eine Literaturkritik-AG von Kinderbüchern gegründet haben. Oft sind wir auf dem Zeltlager dreckig und riechen nach Lagerfeuerrauch. Aber das war der gemeinsame Abend mit Stockbrot allemal wert. Abseits von Leistungsgesellschaft und Diskriminierung kommen wir zu uns und erfahren was Gemeinschaft bedeutet.
Wir sind einer der größten Kinder- und Jugendverbände- unzählige Ehrenamtliche stecken Arbeit, Zeit und Mühe sowohl in die alltägliche Arbeit als auch in unsere Zeltlager.
Bei uns kann jede:r mitfahren – ganz egal wie es finanziell zu Hause ausschaut.
Kinder aus unserer Klasse haben wenig Spielraum und werden oft ausgegrenzt, die meisten von ihnen werden niemals in ihrem Leben eine Oper besuchen.
Selbstverwaltete Räume sind heutzutage gefährdeter denn je (siehe beispielsweise den Kampf des autonomen Jugendzentrums Projekt 31 um ihr Haus). Es gibt kaum noch Strukturen in denen Kinder und Jugendliche mitbestimmen können und unverwaltet selbst ausprobieren dürfen. Deshalb müssen wir um diese Räume kämpfen.
Wir lassen uns also nicht vertreiben und richten uns mit klaren Worten an den Stadtrat:
Wir fordern, dass wir, die Sozialistische Jugend Deutschlands-Die Falken in Nürnberg, entweder in den Räumen der Kongresshalle bleiben dürfen oder wir einen Raum mit denselben Konditionen von der Stadt zur Verfügung gestellt bekommen.
Du willst den Offenen Brief unterzeichnen? Dann bitte schicke deinen Namen / deiner Organisation und wenn du willst deinen Beruf/deine Funktion/dein Amt an: nico@falken-nuernberg.de
Unterstützer:innenliste:
Ich unterstütze die Kampagne der Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken Nürnberg und fordere, dass sie entweder in den Räumen der Kongresshalle bleiben dürfen oder einen Raum mit denselben Konditionen von der Stadt zur Verfügung gestellt bekommen.
- DIDF-Jugend Nürnberg – Junge Stimme e.V.
- Naturfreundejugend Nürnberg
- JUSOS Nürnberg
- politbande Nürnberg
- Klimacamp Nürnberg
- Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder – Stamm Sigena
- Projekt 31
- DIDF Nürnberg – Föderation der Demokratischen Arbeitervereine – Demokratik İşçi Dernekleri Federasyonu
- Marion Padua, Stadträtin der Linken Liste Nürnberg
- Ernesto (Leonardo) Buholzer Sepúlveda, Stadtrat der politbande
- Georg Neubauer, Rentner
- Dr. Friedrich Sendelbeck, Rentner
- Jürgen Held, Grafikdesigner
- Martin Adrians, Angestellter, Vorsitzender des Bezirks Niederrhein der SJD-Die Falken
- Benedikt Rößner, Vorsitzender des OV Gostenhof der SJD-Die Falken
- Philipp Keikert, Mitglied der Kreiskontrollkommission der SJD-Die Falken Bamberg
- Hendrik Torner, DGB-Jugendsekretär Unterfranken
- Lisa Schmerl, Gewerkschaftssekretärin bei ver.di
- Assia Rizk, Mitglied SJD-Die Falken Nürnberg
- Frank Bess, Berufsbetreuer
- René Leibig, Vorsitzender des Falken-Bildungs- und Freizeitwerks Mittelfranken
- Josef Dorn, Student, AK Ohm gegen Rechts
- Evi Herzing (eve massacre), Veranstalterin bei Musikverein Concerts, DJ, Künstlerin
- Vanessa Schwarzkopf, Mitglied SJD die Falken Nürnberg
- Johannes Beissel
- Kulturoasis e.V.
- arsch&frida
- Anja Schmailzl
- Tina Korn
- Uschi Sauer
- Juri Brader / Schreiner & Mitglied bei den Falken Nürnberg
- Musikverein im Künstler*innenhaus Nürnberg e.V.
- Manolo Singh, Sozialpädagoge/Jugendhilfe
- Annika Neubert, Jugendverbandsreferentin der Falken Erfurt
- Frederik Schwieger, Geschäftsführer Stadtjugendring Leipzig e.V.
- Marion Denk
- Cornelia Pantenburg, ehemalige Unterbezirksvorsitze Nürnberg, ehemalige Vorsitzende OV-Gartenstadt
- Martina Pistor
- Tabea Erll, Sozialpädagogin, Mitglied Falken Nürnberg
- Markus Ostermair, Autor
- Fürther Friedensforum
- Leonhard F. Seidl, Schriftsteller
- Dr. Hans-Ulrich Hofmann, Pfarrer i.R.
- Nadine Bahic-Leinisch, Sekretariat der Personalratsvorsitzenden Klinikum Nürnberg
- Verein brückenfestival e.v.
- Junge Humanist*innen Nürnberg
-
Dennis Münch, Stadtrat Neustadt an der Aisch (parteilos)
- Tobias Gellenthien, GEW-Aktiver, Mitglied bei SJD – Die Falken Nürnberg
- Revolutionär organisierte Jugendaktion
- Sammy Albright, Sozialistische Alternative (SAV)
- Karsten Neumann
- Georg Gunkel-Schwaderer, Bildungsreferent und Medienpädagoge
- Valentin Reinhardt
- Moni und Muck Raymann
- Han Dittmar, Student:in an der TU Darmstadt
- Sarah Brockes, Studentin
- Hanna Schiller, Studentin
- Tamara Hofmeister, Online-Redakteurin
- Gert Wagner, Altfalke
- Maja Tölke, Referentin für Jugendpolitik SJD – Die Falken LV NRW
- Michael Voss, ehem. Vizepräsident des Bayerischen Jugendrings
- Jörg Völlger, Sozialpädagoge und Pfadfinder
- Jan Urbanczyk, DIE LINKE Erlangen/ERH
- Uwe Thiel, Altenpfleger, Altfalke
- Olivia Barth-Jurca
- Alma Kleen, Bundesvorstand SJD – Die Falken
- Loreen Schreck, Bundesvorstand SJD – Die Falken
- René Bellinghause, Bundesvorstand SJD – Die Falken
- Micki Börcher, Bundesvorstand SJD – Die Falken
- Steffen Göths, Bundesvorstand SJD – Die Falken
- Silja Lindsiepe, Bundesvorstand SJD – Die Falken und Mitglied bei SJD – Die Falken Nürnberg
- Karl Müller-Bahlke, Bundesvorstand SJD – Die Falken
- David Pape, Bundesvorstand SJD – Die Falken
- Mona Schäfer, Bundesvorstand SJD – Die Falken
- Naima Tiné, Bundesvorstand SJD – Die Falken
- Anne Rötzer, Vorstand SJD-Die Falken KV Regensburg
- Oli, Jens, Julian, Mally und Basti von Melonball
- Fürther Sozialforum
- Theofilos Tsakmakides
- Dana Buchmann, Stellvertretende Vorsitzende des Bezirks Westliches Westfalen der SJD-Die Falken
- Julian Meroth, Bauingenieur/ Student der Historischen Bauforschung
- Dagmar Köhnlein
- Simon Mirwald, Vorsitzender LV Bayern der SJD – Die Falken
- Andreas Lefrank, Sozialarbeiter
- Dennis Sabisch, aktiv in der Linksjugend [’solid] Wolfenbüttel
- Simone Avdusinovic, Mutter von zwei Kindern, Wirtschaftsfachwirtin
- Bettina Klose, Mitglied Vorstand BUND Naturschutz Nürnberg
- Lukas Eitel, Mitglied SJD – Die Falken Erlangen, Kreissprecher DIE LINKE. ER/ERH
- SJD- Die Falken Bezirk Südbayern
- SJD – Die Falken KV München
- Laura-Marie Conrad, Vorsitzende Falken KV München
- Emma Novi, Vorstand Falken KV München
- Hannah Conrad, Vorsitzende Falken Bezirk Südbayern
- Philipp Richter
- Jan Tralau, Heilerziehungspfleger, Jugendbetreuer
- Hagen-Till Voigt, Zimmerer
- Ronja Strehle, Vorstand Falken Bamberg
- Sandra Müller, ehemalige Vorsitzende KJR Nürnberg-Stadt, Mitglied bei Falken Nürnberg
- Seebrücke Erlangen
- Michael Sußbauer, Lehrer i.R.
- Sina Agbeadah, SJ-Ring-Vorsitzende Falken Nürnberg
- Ulrich Erll, Dipl.-Ingenieur
- Friederike von Lehe
- SJD-Die Falken Bezirk Hannover
- Johannes Schubert
- Margarethe Hübner
- Bernhard Haug, Dipl.-Ingenieur
- Doris Brader, Statistikern im Öffentlichen Dienst
- Dieter Hügenell, Falke
- DGB Jugend Mittelfranken
- organisierte autonomie
- Florian Täuber, Vorstand Spiegelfabrik Baugenossenschaft eG Fürth, Bildungsreferent SJD-Die Falken Nürnberg
- Isabel Hübner, Dipl.-Sozialpädagogin (FH)
- junge linke Erlangen
- Anne Leuders
- Wolfgang Schönfelder, Parteigenosse in der SPD
- Stefan Theuer, Soziologe
- Junges Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Nürnberg-Erlangen
- Maren Lindsiepe, Mitglied SJD – Die Falken Nürnberg
- Familie Lindsiepe, in ganzjähriger Vorfreude auf das Zeltlager
- Stephanie Le Trung, Gesundheits- und Krankenpflegerin
- Bayerischer Flüchtlingsrat – Büro Nordbayern
- Gudrun Erll, Dr. oec. troph.
- Max Deinlein, Pädagogischer Mitarbeiter KJR Nürnberg-Stadt
- Vera Lenhard, LUISE the cultfactory
- Moni Schwarzfischer
Falken-Lesekreis: Sozialreform oder Revolution
Heute trifft sich unsere 2021 gegründete AG „Sozialreform oder Revolution“ wieder, in der wir uns den Text von Rosa Luxemburg aneignen.
Nicht aus dem Text, aber zum heutigen Berliner Gedenken an Luxemburg & Liebknecht: ‚Eure „Ordnung“ ist auf Sand gebaut!‘
„Das ganze Geheimnis der geschichtlichen Umwälzungen durch den Gebrauch der politischen Macht liegt ja gerade in dem Umschlage der bloßen quantitativen Veränderungen in eine neue Qualität, konkret gesprochen in dem Übergange (…) einer Gesellschaftsordnung in eine andere.“
wirfalken #LLDemo
Neue RF-Gruppe in Gostenhof
Gedenken an unsere ermordeten Genoss*innen von Utøya
Gestern trauerten wir gemeinsam mit Mitgliedern der Jusos Nürnberg, sowie Mitgliedern der SDAJ Nürnberg und der SPD Nürnberg um unsere 69 Freunde* und Freundinnen*, Genossen* und Genossinnen*, die vor 10 Jahren auf Utøya ermordet wurden. Vielen Dank an die Jusos Nürnberg für Anmeldung und Moderation. Danke an Rüdiger Löster für die Fotos. Hier könnt ihr den Redebeitrag von unserer Genossin Tabea nachlesen:
Liebe Freundinnen* und Freunde*, liebe Genossinnen* und Genossen,
wir trauern heute um unsere 69 ermordeten Genossinnen* und Genossen, die der rechtsextreme Mörder Anders Breivik heute vor 10 Jahren hingerichtet hat.
Es fällt schwer, als Falkin über das zu sprechen, was vor 10 Jahren geschehen ist, da klar ist: das Massaker auf Utoya galt unserer sozialistischen Arbeiter*innen- und Arbeiter*innenjugendbewegung. Es hätte auch uns treffen können. Oder besser gesagt: es hat uns getroffen. Wenn wir heute die Berichte der Überlebenden lesen, fühlen wir uns in unsere Falken-Zeltlager versetzt. Es wird von Zeltlagererfahrungen berichtet, die die unseren sein könnten. Ich möchte euch kurz einige wenige Auszüge aus einem Bericht und Interview der Berliner Stimme mit der Genossin Janin vorlesen.
Janin kommt 2010 das erste Mal mit auf ein Zeltlager der AUF, einer norwegischen Schwesterorganisation der Falken. Ihre Freundin Elisabeth hat sie eingeladen. Sie sagt, sie wäre „hauptsächlich nicht wegen den politischen Diskussionen da, sondern einfach, weil wir zusammen gegrillt, Stockbrot gebacken und Karaoke- sowie Filmabende gemacht haben. Ich fand diese Gemeinschaft einfach toll.“
Über ihre Freundin Elisabeth, die eine unserer 69 ermordeten Freundinnen* und Freunde* ist, sagt Janin: „Elisabeth war ein Mensch, der sich immer um andere gekümmert hatte und jederzeit ein offenes Ohr hatte. Sie stellte stets sicher, dass es ihren Freunden und ihrer Familie gut ging. Ihre eigenen Bedürfnisse stellte sie dann meistens hinten an. Durch ihre Lebensfreude und ihre positive Art konnte man nur gute Laune bekommen.
Der 22. Juli 2011 ist für Janin und Elisabeth der letzte Tag auf der Insel – am nächsten Tag steht die Heimreise an. Die Tage zuvor seien laut Janin sehr warm gewesen. Die Sonne schien die ganze Zeit. Überhaupt sei der Sommer in Norwegen im Jahr 2011 sehr heiß gewesen, teilweise bis zu 30 Grad Celsius. An diesem Freitag jedoch regnet es. Janin beschreibt es im Gespräch als Vorahnung, als ein Vorbote, dass irgendwas passieren wird.
Es ist kurz vor 17 Uhr als der Attentäter an der Anlegestelle der Fähre mit einem weißen Lieferwagen vorfährt. 600 Meter trennen Utøya vom Festland. Mit der Fähre gelangt er wenig später auf die Insel. Da er sich als Polizist ausgibt und auch als solcher verkleidet ist, nimmt ihn der Fährmann mit. Auf Utøya angelangt geht er von Bord.
Janin, Elisabeth und ihre gemeinsame Freundin, Lejla, sehen wie Anders Breivik auf die Insel kommt. Leyjla wird eines seiner ersten Todesopfer sein.
Elisabeth und Janin befinden sich mit vielen anderen in einer kleinen Halle, in die der Mörder eintritt. Elisabeth und viele weitere werden dort von seinen Kugeln getroffen. Elisabeth stirbt dort.
Janin wird von einer Freundin aus der Halle gezogen und flüchtet über den Zeltlplatz auf einen kleinen Weg. Der „Kjærlighetsstien“, zu deutsch: Liebespfad, verläuft 180 Meter hinter der Cafeteria direkt an der Steilküste entlang.
Janin wird dort getroffen. Sie erzählt: „Der Weg ist ein ganz enger verschlungener Pfad und durch einen Zaun gesichert, damit man nicht abstürzt. Ich lag an dieser Stelle und wusste, ich kann mich nicht bewegen, weder aufstehen noch weiterlaufen – es geht einfach nicht mehr. Leute sind an mir vorbeigerannt und haben mich liegen lassen. Das habe ich ihnen auch nicht übelgenommen, weil ich in diesem Moment dachte: Jeder denkt an sich, jeder muss sich irgendwie selbst retten. Im Nachhinein frage ich mich: Warum habe ich so egoistisch gedacht? Man ist doch quasi eine Gemeinschaft. Freunde von mir haben ja auch Verletzten geholfen.“
Ein Mädchen – 17 Jahre alt – bleibt schließlich stehen. Sie sieht Janin auf dem Pfad liegen und fragt, ob sie Hilfe braucht. Janin möchte nur, dass das Mädchen sie liegen lässt, weiterläuft und ein Versteck sucht. Die 17-Jährige antwortet nur: “Nein, du musst da nicht allein durch. Ich helfe dir.“
Das Massaker an unseren Genossinnen und Genossen auf Utoya war ein antikommunistisches Massaker. Anders Breivik hat nicht zufällig ein Zeltlager unserer norwegischen Schwesterorganisation zum Ziel seines Anschlages gemacht. Breivik sah und sieht sich wie andere Faschisten im Kampf gegen den von ihnen sogenannten Kulturmarxismus. Dem Antikommunismus ist dabei egal, ob seine Opfer tatsächlich Kommunistinnen* oder Kommunisten* sind oder nicht und so trifft er nicht nur die kommunistische, sondern auch die sozialdemokratische Bewegung.
Der wahnhaft-ideologische Antikommunist Breivik sah sich bei seinem Massenmord an unseren jugendlichen Genoss*innen selbst als Kommandanten einer norwegischen antikommunistischen Widerstandsbewegung.
In der wahnhaft-ideologischen Vorstellung des rassistischen Antikommunisten Breivik seien wir Marxist*innen verantwortlich für eine angebliche Islamisierung Europas, weil wir Internationalist*innen sind. Er und seine faschistischen und konservativen Kameraden verachten uns für unsere internationale Solidarität, die sich in Wirklichkeit selbstverständlich auch gegen ihre heimlichen Brüder im Geiste, die Islamisten, richtet.
In der wahnhaft-ideologischen Vorstellung des frauenhassenden Antikommunisten Breivik seien wir Marxist*innen verantwortlich für den nahenden Zusammenbruch der europäischen Zivilisation, die davon abhinge, wie „standhaft europäische Männer gegen politisch korrekten Feminismus widerstehen“. Er und seine faschistischen und konservativen Kameraden verachten uns für unseren Feminismus und unseren Kampf gegen den patriarchalen Zustand dieser Gesellschaft.
Zum Antikommunismus, Rassismus und Antifeminismus des Mörders gesellen sich Antisemitismus, Marktliberalismus und christlicher Traditionalismus. Er verstand sich als ein Kämpfer einer „konservativen Revolution“, die im Übrigen der CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt noch 2018 einforderte. Die Schnittstellen zwischen Konservativen und Faschisten sind eindeutig. Ihre Ziele verbergen sie kaum. Und sie sind keineswegs Einzeltäter. Sie sind gut vernetzt, online, wie offline. Sie horten ihre Waffen aus Bundeswehrbeständen und organisieren sich in Polizeieinheiten. Sie kaufen Leichensäcke und legen Feindeslisten an. Sie sind bereit, zu morden.
Wir Falken freuen uns, dass wir heute mit unseren sozialdemokratischen Genoss*innen der Jusos hier stehen dürfen. Denn wir denken, dass eine antifaschistische Einheitsfront von Kommunist*innen und Sozialdemokrat*innen eine absolute Notwendigkeit im Kampf gegen die rechte Bedrohung darstellt. Das verlangt beiden Seiten einiges ab. Das Vordringen von Extremismus-Ideologie und Hufeisentheorie in weite Teile der SPD, insbesondere die Führung, müssen unsere sozialdemokratischen Genoss*innen entschieden bekämpfen. Und wir Kommunist*innen dürfen weder in antisozialdemokratischem Gebahren, noch in trotzigem Gehabe erstarren, sondern müssen neues Vertrauen schenken und uns in Offenheit zeigen. Insbesondere zur Parteibasis, die in der Regel links von ihrer Führung steht, gilt es Brücken aufrechtzuerhalten oder aufzubauen. Wir sind uns sicher, dass uns genau das in der Zusammenarbeit mit unseren Genoss*innen und Freund*innen von den Jusos gelingen wird.
Wir gedenken heute gemeinsam den Menschen, die der Faschist Anders Breivik ihren Freund*innen, ihren Familien und unserer gemeinsamen Bewegung genommen hat. Gedenken heißt für die Arbeiter*innenjugendbewegung stets auch Kampf, denn – wie Rosa Luxemburg sagte – „das Heulen ist Geschäft der Schwäche.“
Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht erschüttert, traurig, ergriffen, verzweifelt sein dürfen, denn – wie Rosa auch sagte – „fühlen wir uns in der ganzen Welt zu Hause, wo es Wolken und Vögel und Menschentränen gibt.“