Am letzten Freitag, den 13.11.2015 führte der Islamische Staat in Paris mehrere Anschläge durch. Neben mehreren Schusswaffenattentaten auf Menschen in Restaurants und Bars, sowie Sprengstoffanschlägen auf das Stade de France verübten die Islamisten ein Massaker an tanzenden, feiernden, Musik hörenden Menschen in dem Bataclan-Theater. 129 Menschen wurden ermordet, über 350 wurden verletzt.
Als wir von dem Attentat erfuhren, waren wir schockiert und wir müssen zugeben, dass es uns näher ging, als andere Anschläge. Das liegt zum Einen an der räumlichen Nähe, aber wir nehmen Attentate im Nahen Osten dennoch anders wahr, als Attentate in Paris. Wir sind abgestumpft. Dabei ist die Gefahr des Islamismus eine, die täglich Menschen in der ganzen Welt bedroht, vor Allem im Mittleren Osten. In Beirut starben einen Tag zuvor 44 Menschen bei einem Anschlag des IS.
DIE STADT DER LIEBE
Paris wurde nicht willkürlich als Ziel ausgewählt: Als „Hauptstadt der Unzucht und des Lasters“ sollte Paris – oder vielmehr die Menschen in Paris – in der moralinsauren Ideologie der Islamisten bestraft werden für ihre angebliche Lasterhaftigkeit und Freizügigkeit, Amoral und Liebe, kurz: für ihre Lebensfreude.
Auch das Bataclan-Theater wurde nicht willkürlich ausgewählt: Es wurden in der Vergangenheit wiederholt Angriffe auf das Bataclan geplant, weil es angeblich in jüdischem Besitz sei und dort häufiger Veranstaltungen israelischer oder jüdischer Organisationen stattfanden.
WAS IST ISLAMISMUS?
Der Islamismus ist eine ressentimentgeladene Pseudorebellion gegen die kapitalistische Moderne, die sich vor Allem durch antiwestlichen Hass, Antisemitismus und Hass auf Zivilisation auszeichnet. Die Attentate der Islamisten sind keine „Verzweiflungstaten“ oder „Widerstand der Unterdrückten“, sie sind die Konsequenz des antimodernen Wahns, der Alles das ablehnt, was die moderne Gesellschaft zumindest im Ansatz ermöglichte: Atheismus und Religionsverzicht, selbstbestimmte Sexualität, Individualität, exzessiver Genuss, zügelloses Leben.
WAS HAT DAS MIT ZIVILISATION ZU TUN?
Das soll nicht heißen, dass nicht auch wir so Einiges an der bürgerlichen Gesellschaft zu kritisieren haben: Zukunftsängste, Widersprüche, Armut, Herrschaft, Ausbeutung und ökonomische Zwänge sind Teil des Kapitalismus, den wir abschaffen wollen. Das bürgerliche Glücksversprechen wurde nie eingelöst, das Reich der wirklichen Freiheit ist nicht erreicht. Die Zivilisation ist es, die den Wahn gegen sich selbst hervorbringt. Doch genau diesem Wahn gilt es entgegenzutreten, um eben das, was die bürgerliche Gesellschaft bereits an Freiheiten hervorgebracht hat – Individualität statt Gemeinschaft, Säkularität statt religiöser Unterdrückung und mehr – aufzuheben und nicht zu vernichten. Weiterhin gilt deswegen: „Der Zweck der Revolution ist die Abschaffung der Angst“.
IST DAS (NICHT) DER ISLAM?
Natürlich ist der Islamismus nicht mit dem Islam gleichzusetzen, er ist aber auch nicht davon zu trennen und zwar ganz einfach deswegen, weil die Islamisten sich auf den Koran berufen. Sie sind also ein Teil von vielen, die sich als Muslime begreifen und den Islam nach ihren Vorstellungen auslegen. Von Nazis zu sprechen, sie aber von Deutschland zu trennen, wäre ähnlich sinnlos. Nazis berufen sich auf Deutschland, andere wollen ihr Deutschland anders repräsentiert sehen. Analog gilt dies für den Islam und seine Anhänger. Auch dort gibt es Muslime, die sich gegen Islamismus aussprechen und aktiv kämpfen. Die Spielarten des Islamismus sind eben eine von vielen Auslegungen des Koran. Einige Muslime in Deutschland, zum Beispiel das Muslimische Forum Deutschland, setzen sich aktiv gegen Islamismus ein.
„ISLAMKRITIK“ BEI PEGIDA, AFD UND CO?! NEIN, DAS IST RASSISMUS!
Schnell wurde nach dem Attentat in Paris von deutschem Mob und Elite ein Zusammenhang zwischen Flucht und Terror konstruiert. Das ist schlicht rassistische Hetze gegen Flüchtlinge! Rassistisch deshalb, weil eine Ideologie mit der Herkunft eines Menschen verknüpft wird. Man kann sich nicht aussuchen, wo man geboren wird, ob man Islamist wird oder nicht, kann man sich sehr wohl aussuchen. PEGIDA, Söder oder andere Rassisten schreiben den Islamismus denen zu, die aus Syrien, Irak, oder sonstwo fliehen. Die Realität zeigt aber, dass es häufig europäische Islamisten sind, die Anschläge in Europa verüben, so auch bei dem Anschlag in Paris, der wahrscheinlich maßgeblich von dem Belgier Abdelhamid Abaaoud geplant wurde. Nicht Flüchtlinge importieren Hass nach Europa, im Gegenteil: mehrere hundert deutsche Islamisten kämpften in Syrien für den IS. PEGIDA behauptet gegen eine Islamisierung vorzugehen, aber in ihrem antimuslimischem Rassismus äußert sich vor Allem auch eine Projektion: man beneidet den Islam um seine vermeintlich einheitliche und zu allem entschlossene Gemeinschaft. Und fürchtet diese zugleich. Der Islam schaffe das, was die Deutschen, selbst nicht zustande bringen oder woran sie von „denen da oben“ gehindert werden: Eine schlagkräftige politische Gemeinschaft zu bilden, um endlich mal richtig aufzuräumen. Die eigenen Allmachtsfantasien werden auf alle Muslime projiziert. Mit einer vernünftigen und wünschenswerten Islamkritik haben PEGIDA und Co. deswegen garnichts zu tun. Sie sind einfach nur Rassisten, die statt „Kanacke“ jetzt „Moslem“ sagen. Sie konkurrieren als Arbeitskraftbehälter auf dem Arbeitsmarkt und angesichts der zunehmenden Überflüssigkeit auch um die staatliche Fürsorge. Bewusst sind sie sich über den tatsächlichen alltäglichen Konkurrenzkampf im Kapitalismus jedoch nicht, sonst würden sie auf andere Gedanken kommen – entweder Alle gegen Alle – egal welcher Herkunft oder Religion – oder aber sie würden Schluss machen mit dem Quatsch! Stattdessen halluzinieren sie sich mit dem Abendland ein Kollektiv herbei, das sie mit allerlei Werten aufladen und als höherwertig definieren. Damit stehen sie den Islamisten näher als ihnen lieb ist.
SOLIDARITÄT MIT DEN OPFERN, NICHT MIT NATIONEN!
Eine Solidarität mit den Opfern islamistischen Terrors kann nicht im Zeichen der französischen Nationalflagge stehen. In sozialen Medien und auf Solidaritätskundgebungen war und ist diese immer wieder zu sehen. Dabei verkennen die Menschen, die ihr Facebook-Profilbild in die Tricolore geändert haben, völlig, dass das kein Anschlag auf Frankreich war, sondern ein Anschlag auf die moderne, bürgerliche Gesellschaft und ihre Freiheiten. Eben kein Anschlag auf die Schicksalsgemeinschaft Nation, sondern einer auf die Individualität. Die Trauer und auch die Solidarität mit Nationalismus aufzuladen, heißt eben diese Individualität zu verneinen!
Wir wollen ein Leben vor dem Tod, Enthemmung, grenzenlosen Spaß und zügellose Amoral, Individualität und absolute Selbstbestimmung!
Gegen Islamismus und religiösen Fanatismus! Gegen Rassismus in all seinen Facetten! Gegen die Nation und für das schöne Leben für alle Menschen weltweit!