Kürzlich veröffentlichte die Bertelsmann-Stiftung eine Studie, in der ein trauriges, kindliches und jugendliches Lebensgefühl deutlich wurde:
„Bei mir ist es so, die ganze Welt darf irgendwie über mich bestimmen.“
Viele junge Menschen fühlen sich nicht und werden auch nicht ernst genommen, oftmals sogar abgewertet. Mitbestimmen dürfen sie oft nur bei banalen Entscheidungen, bei weitreichenden sind sie ausgeschlossen. So erleben es vielfach auch unsere Gruppenkinder und -jugendlichen, teils in ihren Familien, beinahe immer in Schule oder Kindergarten.
„Die nehmen mich nicht ernst, weil ich in der Pubertät bin.“
Auch davon wird in unseren SJ-Gruppen häufig berichtet. Die berechtigte Kritik, die viele Jugendliche an der Lebensweise der Elterngeneration, an der Gesellschaft, an ihrer eigenen blöden Situation haben, wird oft einfach abgetan mit: Das gibt sich schon, das ist nur eine Phase, das wird schon wieder.
„Man muss halt offen darlegen, dass man nicht genug Geld hat, was vielleicht peinlich ist“
Rund die Hälfte in Deutschland zur Schule gehenden Kinder und Jugendlichen, auch das zeigt die Bertelsmann-Studie, machen sich Sorgen um die finanzielle Situation der Familie. Das hat schlimme Konsequenzen: die Kinder schämen sich, werden gemobbt und gehänselt, haben weniger Möglichkeiten, Sachen mit Freunden zu unternehmen.
Die Antwort von uns Falken darauf ist: Selbstorganisation, sozialistische Erziehung und die solidarische Gruppe.
Wir nehmen Kinder und Jugendliche radikal ernst, denn wir sind ein Verband, in dem Kinder und Jugendliche sich selbst organisieren und dabei von Helfer*innen begleitet werden. Wir wollen, dass Kinder über ihre Welt bestimmen, nicht die Welt über sie. Den Unmut, den Kinder und Jugendliche oft als ein Bauchgefühl und als entweder zu stark kontrollierte oder unkontrollierte Wut mit sich rumschleppen, wollen wir in vernünftige Kritik verwandeln. Wir helfen Kindern und Jugendlichen dabei, zu begreifen und wollen ihnen zeigen, dass sie sehr wohl etwas richtiges und wichtiges zu sagen haben, dass sie nicht leise sein sollen, wenn Erwachsene reden, sondern mitreden und auch dagegen reden, wenn die Erwachsenen Unsinn machen.
Uns ist wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen Dinge selbst in die Hand nehmen. Wenn sie sich befreien wollen, dann können sie es nur selbst tun – Hilfe bieten wir natürlich an. Dafür brauchen sie die solidarische Gruppe, in der sie Lösungsstrategien erarbeiten und erproben können.
Das hat auch Rückwirkungen auf die Einzelnen. Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche bei uns ausdrücken können, wenn und warum es ihnen nicht gut geht. Sie lernen gemeinsam, dass Armut zwar mies ist, aber die Betroffenen dafür nicht individuell verantwortlich sind. Dies wirkt sozialchauvinistischer Diskriminierung entgegen und stärkt zugleich das Selbstbewusstsein der Einzelnen, indem ein gewichtiger Faktor für Scham und mangelndes Selbstbewusstsein an Gewicht verliert.
Zugleich bieten wir Kindern und Jugendlichen mit unseren vielfältigen Angeboten auch Erholung an. Einen Urlaub – ob Sommerzeltlager, Kinderfreizeit oder Wüstentage – mit den Falken können alle Kinder und Jugendlichen unternehmen, auch wenn die Eltern wenig Geld haben.
Einen Spiegel-Artikel zu der Studie findet ihr unter folgendem Link: https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/bertelsmann-studie-was-kindern-hierzulande-fehlt-und-was-nicht-a-1275328.html