Fuchscamp Schwangau- wir holen uns die Gans Reichen.

Dieses Jahr sind wir Falken aus Nürnberg mit den Falken aus ganz Bayern ins Zeltlager gefahren. Wir waren 150 Menschen, die gemeinsam gegessen, gelebt und sich weitergebildet haben. Im schönen Allgäu in Schwangau hatten wir vom 5. bis 18. August zwei Wochen eine Auszeit von den anstrengenden, unfairen und unsolidarischen Verhältnissen in unserer Gesellschaft und alle halfen mit, das Lager aufzubauen und zu organisieren. Unser Zeltalger stand unter dem Motto: Fuchscamp Schwangau- wir holen uns die Gans reichen. Das Motto haben wir gewählt, weil wir Falken finden, dass das Geld und die Ressourcen auf der Welt unfair verteilt sind und dafür kämpfen, dass sich das ändert.  Das haben wir unter anderen in Workshops gelernt. Neben Workshops darüber, warum die Armen arm und die Reichen reich sind haben wir auch darüber gesprochen wer die Falken eigentlich sind und wie lange es sie schon gibt und welche Werte und Ziele wir haben. Außerdem ging es in einem Workshop darum, wieso Menschen fliehen und wie das ist aus seinem Heimatland in ein anderes Land gehen zu müssen. In geschlechtergetrennten Workshops ging es um die Körper von Mädchen und Jungen und wie diese sich in der Pubertät verändern. In sportlichen und kreativen Workshops wurde zum Beispiel getöpfert, Fußball gespielt, Nägel lackiert und geboxt.

 

Der Lagerrat auf dem Zeltlager hat die Teilnehmenden dazu befähigt, sich in das Zeltlagergeschehen durch ihre Vorschläge und Stimme einzubringen und mitzugestalten. Zum Beispiel wurden die Bettgehzeiten diskutiert und abgestimmt und es gab den Vorschlag einen Baum für mehr Schatten auf dem Zeltlagergelände in Schwangau zu pflanzen. Das Vertrauensteam wurde im Vorhinein bei den Zeltlagervorbereitungen gewählt. Auf dem Zeltlager waren zwei Helfis[1], ein Mann und eine Frau, für die Prävention sexualisierter Gewalt und dem Umgang und der Prävention von anderem benachteiligendem und übergriffigen Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen zuständig.  Es gab das Café Freundschaft, dort wurden in der freien Zeit vor dem Frühstück und in der Siesta jeden Tag unterschiedliche Bastelaktivitäten angeboten. Mädchen konnten sich im Mädchenzelt zurückziehen, sich austauschen und organisieren und von Rassismus betroffene Kinder, Jugendliche und Erwachsene konnten dasselbe im AnitRassismuszelt tun.  Diese Angebote gibt es auf unserem Falkenzeltlager, da wir sowohl strukturellen wie auch alltäglichen persönlichen Rassismus und Sexismus ernst nehmen und betroffenen Personen Räume zu Verfügung stellen um sich zu vernetzen und zu organisieren. Trotzdem versuchen wir mit all unseren Möglichkeiten, dass das Falkenzeltlager in seiner Gesamtheit ein Diskriminierungssensibler und -freier Raum ist, in dem sich alle wohl fühlen. Wir bilden uns als Helfer*innenkollektiv ständig dazu weiter und durch strukturelle Angebote wie das Frauenplenum das auf dem Zeltlager stattfindet tauschen wir uns über geschlechterspezifische Probleme auf dem Zeltlager aus und tragen diese ins Gesamtkollektiv.

Auf dem Zeltlager gab es einige besondere Tage, an denen der gewohnte Ablauf von Frühstück- Gruppenzeit- Mittagessen- Siesta- Workshops- Abendessen- Abendprogramm – Schlafenszeit geändert wurde.  An einem Tag gab es eine Demonstration in Füssen über Kinderamut. Wir haben auch einen Ausflug zu einem wunderschön idyllischen Badesee gemacht. Einmal haben wir auch einen Roten Rummel mit unterschiedlichen Ständen wie Zuckerwatte, Kinderschminken und Glücksrad gemacht. Am vorletzten Abend gab es ein Konzert von  HC Baxxter der uns mit seinen Texten und seinem einzigartigen Sound mitriss. Am Ende des Zeltlagers konnten sich die Teilnehmenden in Projekten in unterschiedliche Themen einarbeiten und am Abschlussfest vorstellen. Es gab ein Graffitiprojekt, einen Chor und ein Projekt in dem ein selbstausgedachter Rap eingeübt wurde. Auch ein Teilnehmer hat ein Projekt angeboten in dem es um die Füchsin ging, die uns jeden Abend einen Brief mitgebracht hat.

Die Füchsin die uns jeden Abend im Abendkreis einen Brief mitgebracht hat, erzählte uns angelehnt an das Buch, die Konferenz der Tiere von Erich Kästner, wie die Waldtiere alle Tiere dieser Welt informiert haben um eine Konferenz der Tiere im Hochhaus der Tiere zu veranstalten, um sich für eine gerechte Welt einzusetzen, auf der es allen gut geht.

Durch das leckere und gesunde Essen der ehrenamtlichen Küchencrew konnten wir alle Programmpunkte mit Energie bestreiten. Einige  Kindergruppen haben in ihrer Gruppenzeit bei den Essensvorbereitungen geholfen.

Vor dem Zeltlager haben sich die Helfis, die ehrenamtlich auf das Zeltlager mitgefahren sind getroffen um das Zeltlager inhaltlich und organisatorisch Vorzubereiten. Alle Helfis, die auf das Zeltlager mitgefahren sind hatten im Vorhinein Schulungen zu Prävention Sexualisierter Gewalt auf dem Zeltlager, antirassistische, feministische und sozialistische Pädagogik. Bei den Vorbereitungstreffen haben wir unsere Aufgaben für das Zeltlager aufgeteilt in Freihelfis, die sich auf dem Zeltlager unter anderem um das Wäsche waschen, Müll leeren und Klo putzen kümmern, die Gruppenhelfis, die Gruppenstunden vorbereiten und eine Gruppe von ca. 7 Kindern bzw. Jugendlichen auf dem Zeltlager unterstützen sich zu organisieren, als Ansprechpartener*innen bei Problemen da sind, und begleiten. Und das Orgateam, die das Zeltlager im Vorhinein und währenddessen organisiert und den Überblick behält.

Im November werden alle Helfer*innen das Zeltlager reflektieren und die Vorbereitungen für das Zeltlager im Jahr 2024 starten.

Wir hatten ein Zeltlager voller spaßiger Erlebnisse, politischer Bildung, kreativer und sportlicher Zeit und Freundschaft. Wir haben wieder einmal die Erfahrung gemacht, wie sich ein solidarisches, verantwortungsbewusstes Zusammenleben anfühlen kann. Nächstes Jahr im August werden wir wieder unsere Taschen packen und nach Schwangau für zwei Wochen gemeinsam in Schwangau auf dem Zeltplatz leben.

Freundschaft!

[1] Bei den Falken werden Kinder und Jugendliche von Erwachsenen unterstützt ihren Alltag selbst zu gestalten. Die Erwachsenen werden dabei ganz bewusst Helfer*innen/ Helfis genannt. Sie wollen den Kindern und Jugendlichen dabei helfen, ihre eigenen Ideen umzusetzen und nicht einfach bloß betreuen.